Zeitgleich zu meinem Sportprogramm begann ich mich intensiv mit dem Thema Ernährung bei Krebs auseinanderzusetzen. Natürlich hatte ich auch schon vorher versucht, meinen Konsum von Zucker und Alkohol zu reduzieren, aber so richtig wachgerüttelt wurde ich erst Ende 2020. Der regelmäßige Sport und mein Ziel, abzunehmen, machten mich ehrgeiziger und disziplinierter. Wir alle wissen ja, dass Zucker und Alkohol eher schädlich sind, besonders im Zusammenhang mit Krebs. Trotzdem musste ich über die Zeit feststellen, dass die meisten Krebspatienten, die ich kennengelernt habe, kaum auf diese Dinge verzichteten.

Das wundert mich nicht, denn wenn man Ärzte nach Ernährung bei Krebs fragt, bekommt man selten konkrete Ratschläge oder gar Verbote. Auch auf vielen Krebsinformationsseiten im Internet wird immer noch die Meinung vertreten, dass Zucker bei der Ernährung von Krebspatienten dazugehört. Es wird sogar davor gewarnt, ihn wegzulassen, weil das angeblich zu Mangelernährung führen könnte. Was dabei jedoch oft übersehen wird, ist die Tatsache, dass man die notwendigen Kalorien auch über Eiweiße und Fette aufnehmen kann – Zucker ist also nicht zwingend nötig.

Warum Zucker für Krebspatienten problematisch ist

Lass uns kurz anschauen, warum Zucker gerade bei Krebserkrankungen so problematisch ist. Krebszellen lieben Zucker! Sie benötigen ihn als Hauptenergiequelle, um zu wachsen. Ein einfaches Beispiel, das das verdeutlicht, ist das PET-CT, ein bildgebendes Verfahren in der Krebsdiagnostik. Hierbei wird dem Patienten eine radioaktive Glukoselösung injiziert. Diese Zuckerlösung wird besonders von den Krebszellen „verschlungen“, und die leuchten dann im PET-CT förmlich auf, was es den Ärzten ermöglicht, die Tumore zu sehen.

Wissenschaftler vermuten, dass der Grund für diese Abhängigkeit von Zucker in den Mitochondrien der Krebszellen liegt. Normalerweise helfen Mitochondrien gesunden Zellen, Nährstoffe wie Fette, Eiweiße und Zucker aus der Nahrung aufzunehmen, zu verbrennen und so Energie zu erzeugen. In vielen Krebszellen jedoch scheint diese Funktion gestört zu sein. Fette und Proteine können von Krebszellen nicht richtig genutzt werden, weshalb sie besonders auf Glukose angewiesen sind. Das erklärt, warum Zucker und Kohlenhydrate das Krebswachstum so stark begünstigen.

Kann man Krebs durch Zuckerentzug „aushungern“?

Der naheliegende Gedanke wäre jetzt, einfach auf Kohlenhydrate und Zucker zu verzichten, damit die Krebszellen keine Energie mehr haben und absterben. So einfach ist es leider nicht, denn unsere Leber kann selbst Zucker aus Proteinen und Fetten herstellen (ein Prozess, der als Glukoneogenese bezeichnet wird). Dennoch gewinnt die Idee, den Zucker- und Kohlenhydratkonsum bei Krebspatienten stark zu reduzieren, immer mehr an Bedeutung. Auch in der Wissenschaft und bei Ärzten wird das Thema zunehmend diskutiert.

Low Carb und Ketogene Ernährung – was ist der Unterschied?

Bei mir begann alles mit einer Low Carb Ernährung. Ich reduzierte die Kohlenhydrate in meiner Ernährung drastisch und versuchte, meinen Körper mehr mit Fetten und Proteinen zu versorgen. Dabei stieß ich dann auf die ketogene Ernährung, die mich sehr faszinierte. Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Ernährungsformen ist folgender: Die ketogene Ernährung ist eine spezielle Form der Low Carb Diät. Während bei Low Carb die Kohlenhydratzufuhr auf etwa 50 bis 100 Gramm pro Tag begrenzt ist, geht die ketogene Ernährung noch einen Schritt weiter. Hier liegt die Kohlenhydratzufuhr bei weniger als 50 Gramm am Tag, und der Großteil der Kalorien kommt aus gesunden Fetten.

Mein Weg zur ketogenen Ernährung

In den ersten Tagen und Wochen nach der Umstellung ließ ich alles weg, was irgendwie Zucker oder Kohlenhydrate enthielt. Kein Brot, keine Nudeln, keine Kartoffeln, keine Bananen – alles, was Kohlenhydrate hatte, kam erst mal vom Speiseplan. Das fiel mir anfangs gar nicht so leicht, weil Kohlenhydrate in so vielen Lebensmitteln stecken, die ich jahrelang gegessen hatte. Aber ich merkte schnell, dass ich mich besser fühlte, und das spornte mich an, weiterzumachen.

Um den Überblick nicht zu verlieren, griff ich schließlich zu einem alten Hilfsmittel, das ich schon oft beim Tracken meiner Ernährung während meiner Fitnesszeit genutzt hatte: eine App zum Kalorienzählen und Nährstoff-Tracking. Das half mir enorm, da ich so genau sehen konnte, wie viele Kohlenhydrate ich tatsächlich zu mir nahm und wie ich meine Ernährung noch besser anpassen konnte.

Die Vorteile der ketogenen Ernährung bei Krebs

Die ketogene Ernährung hat einige potenzielle Vorteile für Krebspatienten. Einer der größten ist, dass sie den Blutzuckerspiegel stabil hält und den Krebszellen so weniger „Futter“ bietet. Außerdem zwingt sie den Körper dazu, Fett statt Zucker als Energiequelle zu nutzen, was vor allem für die gesunden Zellen von Vorteil ist. Dadurch könnten Krebspatienten in der Lage sein, ihr Körpergewicht zu halten oder sogar zu verbessern, was besonders wichtig ist, da viele Patienten während der Therapie Gewicht verlieren.

Ein weiterer Vorteil der ketogenen Ernährung ist, dass sie Entzündungen im Körper reduzieren kann. Entzündungen spielen bei vielen chronischen Krankheiten, auch bei Krebs, eine Rolle, und eine entzündungshemmende Ernährung kann daher sehr hilfreich sein. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass eine ketogene Ernährung das Immunsystem stärken und den Heilungsprozess unterstützen kann.

Fazit

Die ketogene Ernährung ist sicher nicht für jeden Krebspatienten geeignet, und bevor man größere Änderungen in der Ernährung vornimmt, sollte man unbedingt einen Arzt oder Ernährungsberater hinzuziehen. Doch für viele Menschen bietet sie eine interessante Möglichkeit, ihren Körper im Kampf gegen den Krebs zu unterstützen. In Kombination mit einem gesunden Lebensstil, regelmäßiger Bewegung und anderen Therapieformen kann sie helfen, den Heilungsprozess zu fördern und die Lebensqualität zu verbessern.

Für mich persönlich war die Umstellung auf eine ketogene Ernährung ein wichtiger Schritt in meiner Krebstherapie. Es war nicht immer einfach, aber die positiven Effekte haben mich überzeugt, diesen Weg weiterzugehen. Wenn du darüber nachdenkst, deine Ernährung umzustellen, nimm dir Zeit, informiere dich gut und höre auf deinen Körper. Jeder reagiert anders, und was für den einen funktioniert, muss nicht zwangsläufig auch für den anderen passen.

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